Fallbeispiel: Kostenrechnung zur Bewertung einzelner Produktlinien
in einem Fertigungsunternehmen
Ausgangssituation
Ein mittelständisches Fertigungsunternehmen produziert und vertreibt verschiedene Haushaltsgeräte, darunter Toaster, Kaffeemaschinen und Wasserkocher. Das Unternehmen hat in letzter Zeit festgestellt, dass die Gesamtprofitabilität zurückgegangen ist, obwohl der Umsatz stabil bleibt. Die Geschäftsleitung vermutet, dass einige Produktlinien möglicherweise weniger profitabel sind oder sogar Verluste erwirtschaften, ist sich aber nicht sicher, welche. Um fundierte Entscheidungen über das Produktportfolio treffen zu können, wird eine detaillierte Kostenrechnung zur Bewertung der einzelnen Produktlinien durchgeführt.
Vorgehensweise
- Erfassung der Kostenstrukturen: Zunächst wurden alle direkten und indirekten Kosten erfasst, die mit der Produktion der drei Produktlinien verbunden sind. Zu den direkten Kosten zählen Materialkosten, Fertigungslöhne und spezifische Maschinenkosten. Indirekte Kosten umfassen Gemeinkosten wie Verwaltung, Marketing und Logistik, die anteilig auf die Produktlinien umgelegt werden müssen.
- Zuordnung der direkten Kosten: Die direkten Kosten wurden jeder Produktlinie zugeordnet. Beispielsweise wurden die Materialkosten für die Herstellung eines Toasters direkt der Produktlinie "Toaster" zugerechnet. Ebenso wurden die Arbeitskosten der Mitarbeiter, die ausschließlich an der Produktion von Kaffeemaschinen arbeiten, dieser Produktlinie zugewiesen.
- Verteilung der Gemeinkosten: Die Gemeinkosten wurden anhand geeigneter Schlüssel auf die drei Produktlinien verteilt. Zum Beispiel wurden die Logistikkosten basierend auf dem Volumen der versendeten Produkte auf die Produktlinien aufgeteilt, während die Marketingkosten basierend auf den Umsatzanteilen der einzelnen Linien zugeordnet wurden.
- Berechnung der Deckungsbeiträge: Für jede Produktlinie wurde der Deckungsbeitrag berechnet, indem die erzielten Umsätze den zugeordneten Kosten gegenübergestellt wurden. Dabei wurde insbesondere auf die Deckung der fixen Gemeinkosten geachtet, um zu ermitteln, wie viel jede Produktlinie zur Deckung der fixen Kosten und zum Gewinn beiträgt.
- Analyse der Ergebnisse: Die Ergebnisse der Kostenrechnung zeigten deutliche Unterschiede in der Profitabilität der einzelnen Produktlinien. Während die Kaffeemaschinen die höchsten Deckungsbeiträge erwirtschafteten und somit als sehr profitabel eingestuft wurden, erwiesen sich die Toaster als weniger profitabel, mit einem knappen positiven Deckungsbeitrag. Die Produktlinie "Wasserkocher" hingegen erwirtschaftete einen negativen Deckungsbeitrag, was auf einen Verlust hinwies.
Ergebnisse
Auf Basis der Kostenrechnung konnte die Geschäftsleitung folgende Entscheidungen treffen:
- Investition in die Produktlinie "Kaffeemaschinen": Aufgrund der hohen Profitabilität wurde entschieden, die Produktion und das Marketing dieser Linie weiter auszubauen.
- Überprüfung der Produktlinie "Toaster": Da die Toaster nur knapp profitabel waren, wurde beschlossen, die Produktionsprozesse zu optimieren und mögliche Kostensenkungspotenziale zu identifizieren.
- Einstellung oder Neupositionierung der Produktlinie "Wasserkocher": Aufgrund des negativen Deckungsbeitrags wurde erwogen, die Produktion der Wasserkocher einzustellen oder das Produkt zu überarbeiten, um die Kostenstruktur zu verbessern.
Fazit
Dieses Fallbeispiel zeigt, wie wichtig eine detaillierte Kostenrechnung für die Bewertung der Profitabilität einzelner Produktlinien ist. Durch die genaue Zuordnung von direkten und indirekten Kosten konnte das Unternehmen fundierte Entscheidungen treffen, die langfristig die Rentabilität sichern und optimieren sollen. Die Analyse der Kostenstrukturen half dabei, unrentable Produkte zu identifizieren und Maßnahmen zu deren Verbesserung oder Ausphasung zu ergreifen.